Darmmikrobiom und COPD

Mai 16, 2024
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Darmmikrobiom und COPD: Tipps zur Förderung der Darmgesundheit

Der Darm hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit – auch bei Menschen mit COPD. Dieser Artikel zeigt, welche Wechselwirkung zwischen dem Darmmikrobiom und Ihrem Körper besteht und wie Sie Ihre Darmgesundheit fördern können.

 

Was ist das Darmmikrobiom?

Das Darmmikrobiom wird auch als Darmflora bezeichnet. Gemeint ist bei beiden Begriffen eine Vielzahl von Bakterien, die den Verdauungstrakt besiedeln – angefangen vom Mund bis hin zum Dickdarm. Die Besiedelung findet bereits kurz nach der Geburt statt und verändert sich im Laufe des Lebens fortwährend.

Bei einem gesunden Darmmikrobiom sind die gesunden Darmbakterien in der Überzahl. Hierzu gehören vor allem die sogenannten Lactobazillen und Bifidobakterien, die die „schlechten Darmbakterien“ abwehren und in Schach halten.

Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, können die schlechten Bakterien im Darm Überhand gewinnen. Dies kann sich wiederum auf die Gesundheit auswirken. So wird eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora nicht nur mit Verdauungsbeschwerden, sondern auch mit COPD und anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

 

Welche Funktionen hat das Darmmikrobiom?

In erster Linie dient die Darmflora dem Schutz des Darms. Hierzu besiedeln (gute) Bakterien den Darm und wehren schädliche Mikroorganismen wie Pilze, Parasiten und (schlechte) Bakterien ab. Gleichzeitig tragen sie zur Regeneration der Darmschleimhaut bei.

Eine der wichtigsten Aufgaben des Darmmikrobioms ist die Verdauung und Verteilung von Nährstoffen sowie die Bildung von Vitaminen. Außerdem ist das Mikrobiom für die Immunabwehr von Bedeutung, da die Darmflora mit den im Darm angesiedelten Immunzellen interagiert.

Zusammenhang von Darmmikrobiom und Gesundheit:
In den letzten Jahren ist das Darmmikrobiom verstärkt in den Fokus vieler Forscher*innen gerückt. Sie sehen zwischen der Darmflora und der Gesundheit eine enge Verknüpfung – vor allem, weil das Darmmikrobiom mit dem Gehirn interagieren soll. Stress kann beispielsweise einen Einfluss auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms haben und u.a. zu Verdauungsproblemen führen. Andersherum kann sich ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom auf die Psyche auswirken.

 

Wie beeinflusst das Darmmikrobiom COPD?

Derzeit gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass es zwischen dem Mikrobiom und COPD eine enge Verbindung gibt. Bei Untersuchungen konnte bei COPD-Patient*innen ein erhöhter Anteil der Bakterien Streptococcus und Lachnospiraceae im Darm nachgewiesen werden. Die Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass sich die Zusammensetzung des Mikrobioms vor allem bei Menschen mit einem erhöhten Tabakkonsum verändert.

Gleichzeitig nehmen Forscher*innen an, dass Antibiotika das Risiko von COPD reduzieren können. Des Weiteren vermuten sie, dass Bakterien namens Parabacteriodes goldsteinii womöglich einen positiven Einfluss auf die Erkrankung haben können. Sie gehen davon aus, dass diese Mikroorganismen in der Darmflora Fett-Kohlenhydrat-Verbindungen (Lipopolysaccharide) bilden, die entzündungshemmende Eigenschaften haben.

 

Probiotika und Präbiotika: Was steckt hinter den Begriffen?

Eine gesunde Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora. Präbiotika und Probiotika können dazu beitragen, die Gesundheit zu verbessern, indem sie die Darmflora ins Gleichgewicht bringen. Wir erklären Ihnen, was hinter den Begriffen steckt.

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die zum Aufbau der Darmflora beitragen und die Darmgesundheit fördern können. Sie kommen beispielsweise natürlich in Joghurt, Kefir oder Kombucha vor, können jedoch auch als Nahrungsergänzungsmittel (Kapseln) zugeführt werden.

Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe (Oligofruktose oder Inulin), die beispielsweise in Knoblauch, Zwiebeln und Artischocken enthalten sind. Im Gegensatz zu Probiotika dienen Präbiotika den im Darm lebenden Mikroorganismen als Nahrungsquelle, sodass sie sich ungehindert vermehren können.

 

6 Tipps zur Förderung der Darmgesundheit

Aufgrund der zuvor genannten Wechselwirkungen kann der Aufbau einer gesunden Darmflora für Menschen mit COPD von großer Bedeutung sein. Wie Sie im Einzelnen Ihr Darmmikrobiom positiv beeinflussen können, erfahren Sie in den nachfolgenden Tipps:

  • Greifen Sie auf natürliche Lebensmittel zurück und versuchen Sie auf Fast Food, Fertigprodukte, verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel weitestgehend zu verzichten. Geben Sie Gemüse und Obst den Vorzug, um Ihren Körper mit ausreichend Mikronährstoffen und Vitaminen zu versorgen.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und trinken Sie mindestens anderthalb Liter pro Tag. Stilles Mineralwasser und ungesüßte Kräutertees sind die idealen Durstlöscher.
  • Essen Sie genügend Ballaststoffe. Sie sind vor allem in Vollkornprodukten, Flohsamen und Leinsamen enthalten. Die Empfehlung liegt bei 30 Gramm täglich.
  • Geben Sie Lebensmitteln mit Präbiotika und Probiotika den Vorzug. Integrieren Sie solche Nahrungsmittel regelmäßig in Ihren Speiseplan. Alternativ können Sie auch auf ein Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen.
  • Reduzieren Sie Stress in Ihrem Alltag und sorgen Sie für einen Ausgleich. Sport und Meditation haben sich bei Stress als hilfreich erwiesen.
  • Beziehen Sie beim Kochen verdauungsfördernde Kräuter und Gewürze ein, wie zum Beispiel Kümmel, Fenchel, Ingwer und Majoran.

 

Darmmikrobiom kann die Gesundheit beeinflussen

Das Darmmikrobiom kann die körperliche und psychische Gesundheit sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. COPD-Patient*innen haben Studien zufolge mehr schädliche Bakterien im Darm als gesunde Menschen. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass es Mikroorganismen in der Darmflora gibt, die entzündungshemmend wirken können. Um anhand dieser Erkenntnis neue Behandlungsoptionen zu entwickeln, sind allerdings weitere Studien nötig.

 

Foto: sdecoret ©️ Adobe Stock